Autor: Roland Roth
Wenn jemand seine Pflanzen im Hausgarten vor Schädlingen, bzw. Schaderregern schützen will, dann ist dies gar keine einfache Sache. Es werden hierzu keine Kurse angeboten und es ist auch nicht so klar was man dabei beachten sollte. Dieser Artikel soll ein paar Tipps zum Thema geben.
Wann soll man Pflanzenschutzmittel verwenden?
Meistens ist es beim Ausbruch einer Krankheit zu spät um Pflanzenschutz anzuwenden. Krankheiten (z.B. Apfelschorf) muss man vorbeugend behandeln. Dabei ist es wichtig dem Wetterbericht zu folgen. Viele Pilzkrankheiten treten nämlich nur bei ungünstiger Witterung auf (meistens warm und feucht).
Bei Schädlingsbefall (z.B. Blattläusen) macht man die Behandlung, wenn ein gewisser Befall aufgetreten ist. Bei ausgewachsenen Pflanzen kann man einen geringen Befall tolerieren, bei jungen, frisch gesetzten Pflanzen macht es Sinn bei Befall sofort aktiv zu werden. Die jungen Pflanzen würen sonst zu stark geschwächt. Wichtig ist, dass man seine Pflanzen gut beobachtet und dann schnell reagiert.
Grundsätzlich sind viele alte Apfelsorten, wie Goldparmäne, Cox Orange empfindlicher auf Pilzkrankheiten als neue, resistentere Züchtungen. Die Erwerbssorten wie Gala und Golden Delicious sind auch sehr empfindlich. Wenn man solche Sorten hat und die Bäume gesund halten will, dann macht es Sinn zu spritzen. Wobei es im Prinzip keinen Sinn macht Erwerbsorten im Hausgarten anzubauen. Diese kann man günstig im Supermarkt kaufen.
Was für Mittel soll man verwenden, konventionell oder biologisch?
Gegen Pilzkrankheiten, z.B. Apfelschorf gibt es eigentlich nur 3 biologische Mittel, Kupfer und Schwefel und Kalium-Bicarbonat. Die grobe Funktionsweise dieser Mittel ist, dass auf den Blättern eine Schutzschicht gebildet wird, welche die Pilzsporen am Wachstum hindern. Bei Regen werden die Mittel aber gerne abgewaschen und müssen bald möglichst wieder neu appliziert werden. Der Verbrauch an Spritzmitteln ist dabei tendenziell um einiges höher als bei nicht-bio Mitteln. Bei Schwefel und Kalium-Bicarbonat kann es je nach Pflanzen und Sorte gerne zu Verbrennungen der Pflanzen kommen. Darum ist dabei grosse Vorsicht zu walten. Ausserdem sind diese Mittel nicht ungiftig für den Anwender und müssen darum mit grosser Sorgfalt ausgebracht werden. Kupfer ist zudem ein Schwermetall, dass sich im Boden und Wasser anreichert und nicht abbaut und für Lebewesen giftig sein kann (siehe hierzu diesen Artikel zum Kupferdach des KKL).
Die chemischen Stoffe wirken systemisch, das heisst, diese dringen in die Pflanze ein und bilden von Innen her einen Schutz gegen das Eindringen von Pilzsporen in die Blätter. Eine Spritzung bildet so einen Schutz für ca. 14 Tage und hält auch an wenn es regnet. Es gibt Mittel die wirken vorbeugend und solche welche auch heilend (kurativ) wirken. Bei den kurativ wirkenden Mitteln besteht die Gefahr der Resistenzbildung, darum dürfen diese im Erwerbsobstbau nicht so häufig verwendet werden. Die modernen Mittel sind nicht sehr stabil, das heisst wenn sie im Wasser oder Boden sind, dann bauen sie sich relativ schnell wieder ab, im Gegensatz zu Kupfer, welches nicht abgebaut wird. Die chemischen Mittel kann man im Prinzip wie Medikamente für Pflanzen betrachten. Sie haben alle eine staatliche Zulassung und sind auf Ihre Giftigkeit auf Mensch, Tier und Pflanzen geprüft. Die Zulassungen können auch wiederrufen werden.
Die in der Schweiz zugelassenen Wirkstoffe/Spritzmittel für den Erwerbsobstbau finden Sie HIER. Leider ist dies für den Laien nicht einfach verständlich.
Wer sich gerne mit dem Thema Spritzen auseindersetzten für den wäre es sinnvoll den Newsletter zum Thema Pflanzenschutz vom Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg (AG) zu abonnieren (HIER). Da bekommt man regelmässig Hinweise zur aktuellen Situation der gängigen Krankheiten und Schädlinge. Wobei man diese Informationen auch interpretieren können muss.
Wann ist der optimale Spritzzeitpunkt?
Der Zeitpunkt für die Spritzung kommt auf die Krankheitserreger an, denen man vorbeugen will. Bei Pilzkrankheiten wie dem Apfelschorf muss man vorbeugen während der Zeit wo es Sporen in der Luft haben kann und es gleichzeitig regnen kann. Die nassen Blätter sind anfällig für eine Infektion. Das gilt auch für den Birnenschorf. Das heisst man muss wenn möglich spritzen bevor das Risiko am grössten ist, oder wenn man kurative Mittel benutzt, gleich nach dem Regenereignis. Bei chemischen Mitteln hat man nach einer Spritzung ca. 2 Wochen Ruhe, wenn es trocken ist auch länger. Die Risikoprognosen von Agrometeo sind auch ein gutes Hilfsmittel um den optimalen Spritzzeitpunkt zu erwischen.
Was braucht man zum Spritzen?
Im Hausgarten mit nur ein paar Niederstammbäumen reicht oft eine einfache 0.5l Handspritze von Birchmeier, wie unten abgebildet völlig aus. Mit 1 Liter Spritzbrühe kann man locker mehrere kleine Bäume behandeln. Der Vorteil dieser Handspritze ist, dass sie eine sehr feinen Nebel produziert, der sich sehr gut auf den Blättern verteilt.
Wie dosiert man die Mittel?
Die meisten Mittel welche man in der Landi kaufen kann, reichen für 5 Liter Spritzbrühe. Diese Menge ist für den Hausgarten viel zu gross. Zudem verliert die angerührte Spritzbrühe rasch Ihre Wirksamkeit und lässt sich nicht bis zur nächsten Spritzung aufbewahren. Sie muss jedes Mal neu angerührt werden. Eine Ausnahme bilden die Kupfer-Spritzmittel, welche sich im Wasser ja nicht abbauen.
Wenn man nur 1L Brühe ansetzen will, dann muss man die Mittel in kleinere Mengen aufteilen.
Für pulverförmige Mittel, kann man die "Junkie" Methode verwenden. Dafür benötigt man eine Glasplatte oder ein altes, Defektes I-Pad und eine Rasierklinge. Auf jeden Fall kann man so die Menge für 5 Liter bequem in 5 Portionen aufteilen und in Plastiksäckchen abfüllen.
Wenn man flüssige Mittel hat, dann bietet es sich an eine Spritze zu verwenden. Das Mitel Rondo Combi enthält zum Beispiel Glasfläschchen mit 0.75ml Wirkstoff (Slick), welcher für 5L Brühe reicht. Das heisst für einen Liter benötigt man nur 0.15 ml. Das lässt sich von Auge nur schwer dosieren. Der Trick ist eine 1mL Spritze mit Nadel zu verwenden.
In diese Spritze sauge man zuerst 0.3ml Wasser (sieh Bild), Luftblasen werden rausgedrückt. Die Spritze inklusive Nadel muss komplett voll mit Wasse sein.
Danach saugt man die 0.15ml Wirkstoff in die Spritze rein, so dass total 0.45ml Flüssigkeit drin sind.
Jetzt kann die Spritze in den Sprüher entleeren. Dabei sollte man die Spritze ein paar Mal komplett mit Wasser aufsaugen und entleeren, so dass auch wirklich aller Wirkstoff im Sprüher ist.
Was sollte man beim Spritzen weiter beachten?
Die meisten chemischen Mittel sind nicht wirklich giftig für den Menschen, bzw. sie sind giftklassefrei. Was man von den biologischen Mitteln nicht unbedingt sagen kann. Aber man sollte nicht unnötige Risiken eingehen und sich vor den Chemikalien schützen indem man:
- langärmlige Kleider und Handschuhe trägt
- Einen Hut aufsetzt
- eine Atemschutzmaske trägt
Was kann man machen, wenn trotzdem noch Sprühmittel übrig ist?
Es macht wie gesagt keine Sinn angerührte Sprühmittel aufzubewahren, weil die Wirkstoffe sich schnell abbauen. Es ist es besser die Brühe auf Pflanzen zu applizieren als in den Ablauf zu schütten. Dem Licht ausgesetzt bauen sich die Wirkstoffe schnelle ab als im Wasser. Viele Mittel sind zudem giftig für Wasserlebewesen.
Darum sollte man sich schlau machen, ob nicht andere Pflanzen auch ein bissschen Schutz benötigen. Die Mittel gegen den Apfelschorf kann man auch gegen den Sternrusstau bei Rosen einsetzen. Oder vielleicht hat auch der Nachbar auch einen Apfelbaum oder eine Rose welche eine Spritzung nötig hat.